Dr. Wilhelm Fließ (1858 - 1928), praktizierender Arzt, Biologe und Präsident der deutschen Akademie der Wissenschaft,
erkannte in den Krankengeschichten seiner Patienten übereinstimmende Rhythmen.
Daraus leitete er die "Fließsche Periodenlehre" ab, die er 1906 veröffentlichte.
Er kam zu dem Ergebnis, dass diese Rhythmen in einer Art Welle ablaufen.
Die Welle steigt von ihrem Nullpunkt an und erreicht nach einem Viertel ihrer Zeit
den höchsten Punkt. Im zweiten Viertel fällt sie wieder zurück auf Null, bleibt hier aber
nicht stehen sondern fällt weiter ab. Am Ende des dritten Viertels ist der tiefste
Punkt erreicht, jetzt steigt sie wieder an und gelangt innerhalb des letzten Viertels
zurück zum Nullpunkt. Von hier aus beginnt die nächste Welle, der nächste Rhythmus.
Durch die Beobachtung seiner Patienten und auch gesunder Menschen stellte
er einen Rhythmus von 23 Tagen für den Körper und von 28 Tagen für die Seele fest.
Unabhängig von Dr. W. Fließ kam der Wiener Psychologe Hermann Swoboda (1873 - 1963)
kurze Zeit später zu gleichen Resultaten.
1928 untersuchte der Innsbrucker Ingenieur Dr. Friedrich Teltscher
die geistigen Leistungsschwankungen in den Examensarbeiten seiner Studenten
und entdeckte zusammen mit Prof. Rexford B. Hersey auch hier einen Rhythmus; von 33 Tagen.
Alle drei Rhythmen starten am Tag der Geburt vom Nullpunkt aus, und beginnen mit der aktiven Phase.
Der Körperliche, physische Biorhythmus dauert 23 Tage und steuert
Ausdauer, Immunsystem, Stärke, Vitalität, Koordination; die allgemeinen Körperfunktionen.
Der Seelische, emotionale Biorhythmus dauert 28 Tage und beeinflusst Gefühle, Einfühlungsvermögen,
Konfliktbewältigung, Kreativität, Sensibilität, Stimmungen und die Gemütsverfassung.
Der Geistige, intellektuelle Biorhythmus dauert 33 Tagen und kontrolliert
logisches, analytisches Denken, Entscheidungs- und Lernfähigkeit, Kombinationsgabe, Verstand
sowie das Erinnerungsvermögen und die mentale Verfassung.
Die erste Hälfte der Welle wird als aktive Phase bezeichnet, die zweite als regenerative Phase.
Diese Unterscheidung ist aber laut Dr. W. Fließ zweitrangig.
Wichtig ist der jeweilige Übergangstag zwischen diesen beiden Phasen, deswegen wird
dieser auch als kritischer Tag bezeichnet.
Das bedeutet nicht, das dieser Tag grundsätzlich unangenehm ist,
sondern das falsches Handeln an diesem Tag schwere Folgen haben kann.
Man fühlt sich gereizt, unsicher, ausgelaugt und neigt zu vorschnellen, unüberlegten
Handlungen. Man sollte an einem kritischen Tag kein unnötiges Risiko eingehen.
Im Laufe der Zeit wurde das Wissen über den Biorhythmus weiter vertieft.
So wurde ein weiterer Rhythmus der Feinsinnigkeit mit einer Dauer von 38 Tagen entdeckt.
Er soll die feinsinnigen Wahrnehmungen, Geschmacks- und Schönheitssinn und die intuitive Regsamkeit beeinflussen.
Hans Genuit kam 1950 auf die Idee diese einzelnen Rhythmen mathematisch miteinander
zu verknüpfen und benannte diese Mittelwertkurve als Erfolgskurve.
Diese beiden Rhythmen werden aber im allgemeinen als nicht so bedeutend eingestuft.
Seit 1973 wird die Theorie der Biorhythmen auf wissenschaftlicher Grundlage erforscht.
Ergebnisse dieser Forschungen bestätigen das Vorhandensein solcher Rhythmen.
Erste Vorstellungen vom Biorhythmus gingen von einer gleichmäßigen, sinusförmigen
Kurve aus, in der Grafik rot dargestellt; diese neueren Untersuchungen kommen aber zu dem Schluß,
daß die "Kurve" eher einer gerade Linie entspricht und an ihren Wendepunkten scharfkantig die Richtung
ändert, in der Grafik gelb dargestellt. Diese Untersuchungen bestätigen aber auch die
entscheidene Wichtigkeit der kritischen Tage.